TSV Weilimdorf - 1. FC Heiningen 1:8 (1:4)

TSV-Tristesse: Früh dezimiert, spät deklassiert

Zwei Platzverweise, acht Gegentore: Die Weilimdorfer gehen gegen Titelanwärter Heiningen unter.

Ab und zu kommt es vor, dass an einen Berichterstetter ein Wunsch herangetragen wird. So geschehen am Samstag beim Fußball-Landesligaspiel zwischen dem TSV Weilimdorf und dem 1. FC Heiningen. 'Schreibt doch mal wieder was Gutes über den TSV', wurde von einigen Weilimdorfer Fans gefordert. Da sich im heutigen Multi-Media-Zeitalter durchaus auch eine Tageszeitung als Informationsdienstleiter verstehen darf, bitteschön: Die mitten im Abstiegskampf steckenden Nord-Stuttgarter haben gegen den mit etlichen höherklassig erfahrenen Spielern gespickten Kader des Titelanwärters von der ersten bis zur letzten Minute gekämpft. Außerdem gelang es der Mannschaft um Spielertrainer Adjmal Hakimzade, 33,3 Prozent ihrer Torchancen zu nutzen. Zudem lieferten Meron Tsehaye als Lenker und Denker im Mittelfeld, Güney Cömert als kompromissloser Innenverteidiger und Martin Bächler im Tor des TSV eine Landesliga-taugliche Vorstellung ab. Wobei Tsehaye diesmal auch als Freistoß- und Ausgleichstorschütze auftrat. Außerdem zeugt es von Treue zum Club, wenn ein Spieler wie Serdar Kücükcolak, der seinen Lebensmittelpunkt in Berlin hat, bei einem Heimaturlaub als Notnagel im Angriff einspringt. Und überhaupt: Der Unterhaltungswert war ebenso hoch wie es phasenweise das Tempo in der Begegnung war.

Ab hier beginnt dann der eher unschöne Teil der Berichterstattung, zumindest, was die Weilimdorfer betrifft. Da wäre zunächst das Resultat, das aus Sicht der Gastgeber 1:8 lautete und auch in dieser Höhe verdient war. Was nicht allein an der spielerischen Überlegenheit der Heininger, sondern auch an dem Umstand lag, dass die Nord-Stuttgarter ab der 10. Minute nur noch zu zehnt waren. Den frühen Platzverweis hatte sich Innenverteidiger Florian Sprenger eingehandelt, der sich gegen Armin Ohran nur noch mit einem Foul zu helfen wusste. Bitter für den Liga-Neuling, aber entschuldbar - im Gegensatz zu etlichen anderen Aktionen, in denen die Weilimdorfer ihre Kampfbereitschaft nicht nur durch Körpereinsatz, sondern durch Diskussionsfreude bewiesen. 'Wir haben uns schon in der ersten Halbzeit durch den Mangel an Disziplin aus dem Spiel genommen', sagte Weilimdorfs Spielleiter Marc Gsell. Achtmal Gelb, ein Mal Gelb-Rot, ein Mal Rot - damit haben sich die Nord-Stuttgarter in der Fairnesstabelle den letzten Platz vom VfL Kirchheim zurückerobert.

Apropos Kirchheim: Vom Gegner des vergangenen Wochenendes hätte der TSV eigentlich lernen können, wie man in Unterzahl das eigene Tor verteidigen kann. Aber erstens sind die Weilimdorfer nicht der VfL, zweitens ist der FC Heiningen mit einer etwas anderen Offensivkraft gesegnet als es die Nord-Stuttgarter sind. Auch wenn es zum Führungstreffer für die Gäste der tatkräftigen Hilfe der TSV-Abwehr und dort vor allem der von Güney Cömert bedurfte. Der Abwehrspieler lenkte in der 5. Minute einen Eckstoß von Franco Petruso ins eigene Tor. Allerdings durfte Meron Tsehayes Freistoßtreffer zum 1:1 zwei Minten später auch nur fallen, weil der Heininger Keeper Marius Funk die Mauer schlampig gestellt und sich dann auch noch verschätzt hatte. Nun hätte der rasche Ausgleich den Gastgebern durchaus Auftrieb geben können, doch dann folgte noch in der ersten Viertelstunde der Partie erst der Platzverweis für Sprenger, dann das 2:1 für Heiningen, als ein schöner Volleyschuss von Yasin Ceküc im Netz landete.

Wäre der Freistoß von Mahdenhager Woldezion in der 24. Minute nicht an der Latte, sondern im Tor des FC gelandet, dann hätte vielleicht einiges anders laufen können. Doch schon im Gegenzug vollendete Hans-Jörg Sawatzki zum 3:1 für die Gäste. Selbst da gab sich der TSV noch nicht auf. In der 39. Minute nutzte Armin Ohran einen Zweikampf mit Wladimir Stoppel, um im Weilimdorfer Strafraum zu Boden zu gehen. Schiedsrichter Marco Gegner entschied auf Strafstoß, den Maximilian Ziesche schoss und TSV-Torwart Martin Bächler hielt. Und erneut folgte dem Lebenszeichen der Platzherren schnell ein Nackenschlag. Eine schnelle Kombination brachte den Ball über Ziesche zu Petruso. Der einstige Regionalligastürmer erzielte das 4:1 und sein 15. Saisontor.

Nebenbei bemerkt: Die gesamte Weilimdorfer Mannschaft hat in der laufenden Runde bislang 18 Treffer auf dem Konto. Und die Heininger haben ja nicht nur Petruso, sondern auch Maximilian Ziesche, der zwei schnelle Kombinationen in der 54. und 70. Minute erfolgreich abschloss und so das Ergebnis auf 6:1 hochschraubte. Petruso und der eingewechselte Nachwuchsstürmer Heiko Allmendinger besiegelten mit ihren Toren die höchste Niederlage in der Landesligageschichte der Nord-Stuttgarter. Seitens der Weilimdorfer gibt es aus der zweiten Spielhälfte nur noch zwei Dinge zu vermelden: In der 60. Minute vertändelte Gökhan Kücükcolak nach Pass von Tsehaye eine durchaus mögliche Chance. Und in der 83. Minute handelte sich der bereits verwarnte Güney Cömert wegen Reklamierens Gelb-Rot ein.

Bericht Mike Meyer vom 25.11.2013

Tore

0:1 (4.) Eigentor Güney Cömert
1:1 (7.) Meron Tsehaye
1:2 (12.) Yasin Ceküc
1:3 (26.) Hans-Jörg Sawatzki
1:4 (40.) Franco Petruso
1:5 (55.) Maximilian Ziesche
1:6 (70.) Maximilian Ziesche
1:7 (82.) Franco Petruso
1:8 (92.) Tayip Abanoz



TSV Weilimdorf: Bächler - Stoppel, Sprenger, Güney Cömert, Berberoglu - Boltos (64. Liakos), Hakimzade, Tsehaye (66. Gök), Woldezion - Serdar Kücükcolak (57. Demir), Gökhan Kücükcolak